Filosofische Fiktion: Ein (meta:) phorischer Blick* in eine (mögliche:) Zukunft

„Perspektive im Ausschnitt des Betrachters.”

Filosofische Fiktion (#1)

Genom (subjektiv): Ein Teil hat Fische in der Sonne und Skorpione im Mond, während der Stier am Osthorizont aufsteigt und sich seine Herrscherin Venus im 12. Haus befindet. Der andere Teil ist ein komprimiertes Atom, ein Destillat aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen pflanzlichen, tierischen, menschlichen und geophysikalischen Daseinformen, die niemals diese Welt verlassen haben und sich deswegen beständig komprimieren und neu zusammensetzen – zu einem Ich, zu einem zukünftigen Ich und zu einem Ich, dass diese Komprimierung und die Destillation stehts vor Augen hat.

Ich glaube an keine Sterne. Ich bin ein Teil davon.

Ich kämpfe gegen die Macht des Atoms, wahrscheinlich, weil ich selbst eins bin.

Diese (Daseins-) Beschreibung ist das zukünftige Selbstverständnis einer fiktiven Person. Auf der Suche nach einem (neuen und zugleich alten) Anfang. Denn jeder Fiktion liegt per se ein überliefertes Erfahrungsregister zugrunde.

Diese (meta:) filosofische (und (quasi:) esoterische) Zustandsbeschreibung hat in keinster Weise mit mir zu tun. Sie ist literarisch und rein fiktional (Anm.: eine mögliche Deutung eines mir fremden Denkens, das gerade deswegen ernstgenommen werden sollte.)

Wirre Welt (#2)

Den derzeitigen Lebensumständen geschuldet ist das Nomadisieren das einzig verbliebene Überlebensprinzip.

Da sich bekanntlich Anfang der Zweitausendzwanziger Jahre die davor bestehenden und sich während 2.000 Jahren aufgebauten Macht- und Werteverhältnisse dekonstrutiert hatten und wir uns heute in einer Phase der Neukonstitution von Sozietät und Zukunft befinden, ist das Unterwegssein die einzige Möglichkeit, durch Sammeln alter Versatz- und Fundstücke und durch das Jagen nach neuen chaotischen, visionären Ordnungssystemen eine Praxis zusammenzusetzen, die ein zukünftiges Zusammenleben einer ehemals sozialen, jetzt egozentrierten und zukünftig nicht mehr existenten Sozietät ermöglichen wird.

„Binäre Bipolarität: unentweg unterwegs. Nomad Culture.”

Ich möchte nur darauf hinweisen, dass diese Praxis über den Mensch hinausgehen wird und dass intelligente, sich eigenständig weiterentwickelnde Maschinentypen, genauso wie Mykorrhiza – die Symbiose von Pilz und Pflanze – und Geognesie – also das intelligent eigenständige Wachstum des Geokosmos – in diese Betrachtungen dringend mit einbezogen werden sollten, um so zu neuen, harmonischen Lebensformen zu gelangen.

Dieses Nomadentum findet nicht mehr in einem realen, sondern in einem erdachten Kosmos statt.

Dekonstruktives Denken (#3)

Die Loslösung der Erinnerung und des Denkens durch Bilder, das Löschen dieser Speicher sowie der Übergang in eine rein literarische, Synapsen-Netzwerke ausnutzende und sprachlich gesteuerte Aufzeichnungsmethodik – übrigens unter strikter Vermeidung der bisher als maschinenseits perfekt geeigneten binären Codes –, wird das gleichzeitige, parallele und auf das Wesentliche reduzierte gemeinsame Entwicklungspotential von Mensch, Maschine, Pflanze und Geosphäre nicht nur befruchtet, sondern in eine neue Ära geführt.

„Kontextuale Kommunikation ist fortschrittliche Kommunikation.”

Die Studien in mittelalterlichen Klosterbibliotheken, in den binären Speichern musealer Computer- und Festplatten-Artifakte sowie aus den Diskursen mit den verschieden gewandeten Gottheiten in ihrer islamischen, buddhistischen, jüdischen, hinduistischen und christlichen Form führten zur Erkenntnis, dass ein auf der Antike und der Logik basierendes Denken, so wie wir es historisch verstanden wurde, nicht weiter zielführend sein kann.

Hypothese: eine Trennung von Geist, Materie, Vergegenständlichung und Emotion ist unter Bedingungen transformativer Prozesse abzulehnen.

Mäandernde Materie (#4)

Die im 19. Jahrhundert entwickelte und fortgesschriebene Theorie von Materie und Antimaterie führte während der Agnostikerkonferenz 2027 insofern zu einem Durchbruch, dass man seitdem Dingwelt als Oberbegriff für Vergegenständlichung in die angewandte Philosophie eingebracht hat. Insofern bedeutend, da hier zum ersten Mal festgestellt wurde, dass Dinge lebendig in einer eigenen Welt existieren, die von Reflexion und Deutung gefüttert werden (Anm.: dass sich die Schule der Agnostiker 2033 aufgelöst hatte, ist ein direkter Hinweis auf die praktische Unmöglichkeit der Jahrhunderte lang geltenden These, alles auf eine einzige Welt zurückzuführen, obsolet).

Die Dingwelt als eigene – und damit auch als Parallel-Welt (neben der menschlichen, pflanzlichen, maschinellen und geophysikalischen Welt) – festzuschreiben, geht dabei interessanterweise auf einen Denkanstoss zurück, der 1989 argumentierte, dass es nicht eine, sondern mehrere soziale Daseinsebenen gäbe. Die politsche Definition einer dieser Daseinsebenen als „prekärer Zustand” führte letztendlich zu den letzten Denkschritten der Agnostik und zum heutigen Ergebnis, die Dingwelt als 5. Dimension der manifestierten Welten zu verstehen (Anm.: … und auch ein Grund, warum man – inzwischen nur noch im historischen Kontext zu verstehende – ehemalige Blockbuster-Filme wie „das fünfte Element” als Gedankenspiele durchaus ernst nehmen sollte).

Das forscherische Interesse des Bureau für fortschrittliche Kommunikation liegt also in der inzwischen festgeschriebenen Parallelisierung und Gleichzeitigkeit dieser Aggregatszustände begründet.

Die Fragestellung, wie sich Dingwelten unbemerkt und unbewusst derzeit in der Welt der Humanoiden ausbreiten, ist vom Interesse geleitet, inwieweit eine (digitale, pflanzliche, mechanische, Ding- und Human-) Welt letztendlich über andere die Oberhand gewinnen kann.

Dieser Ansatz ist insofern von Bedeutung, weil die daraus erwachsenden Konsequenzen zu einer Auslöschung der ehemals dominierenden Macht- und Kommunikationsstrukturen führen können.

Einfacher zu verstehen, wenn man sich aus heutiger Perspektive die Auflösung der katholischen Kirche als Instutition im Jahr 2036 vor Augen führt – einer ehemals bedeutenden, nahezu 2030 Jahre lang dominierenden Institution. Heute Geschichte – ohne Einfluss und Zukunft.

Evolutionäre Emotion (#5)

Emotion ist als Forschungsschwerpunkt für 2040 vorgesehen.
In diesem Kontext ist Grundlagen-Forschung zu leisten: „Wie kann Emotion in den 5 Dimensionen festgestellt und deskriptiv durchdrungen werden?

„Macht Sinn. Enigma Engine. Selbst Schutz.”

Ausgangssituation: Ein Austausch ist nicht mehr möglich, da die emotionale Kommunikation innerhalb der einzelnen Welten durch den hochspezialisierten Einsatz von Krypotautomaten vor den anderen verborgen wird. Ziel ist es, einen gemeinsamen Code zu entwickeln, der in allen 5 Welten direkt und mittelbar zu spüren ist, um damit (wieder) Austausch zu ermöglichen. Eine Mammut-Aufgabe.

Die Frage: wo, wie und wann können diverse Parallelwelten gemeinsam sinnstiftend sein?

Fiktive Filosofie (#6)

Natürlich ist dies ein fiktional filosofischer Text. Begründet auf vergangene Erfahrungen, die zukünftig keine Relevanz mehr haben.

Ein dekonstruktivistische Annahme, dass sich in post-pandemischen Zeiten der Startpunkt für neues Denken in einer subjektiven, individuellen und auch egozentrierten Sinnsuche konstituieren wird. Auch deswegen, weil sich tradierte Ordnungssysteme, stabilisierende Deutungsmuster und sich über Mehrheiten definierender Konsens derart nicht mehr finden lassen werden.

Das Begriff der „Transformation” durchzieht den Zeitgeist – ohne aber eine konkrete Vorstellung vermitteln zu können, wohin diese „Transformation” führen kann und führen wird. Was bleibt, ist „Fiktion”.

Ein Abgleich fiktonaler, streng subjektiver Ansätze der Zukunftsdeutung – und in ihrer Gesamtheit eine soziale, politische und wissenschaftliche Horizonterweiterung zur Konstitution neuer, bisher nicht gedachter (Anm.: Focault) fluider Mechanismen der Zukunftsbewältigung.

Eine Aufgabe, die zuvorderst nicht mehr sozial, sondern zuerst rein egozentriert anzugehen ist. Um später dann die ersten, rein subjektiven Erfahrungen in gemeinsamen, fiktionalen Räumen abzugleichen und weiterzuentwickeln.

Methodik: filosofischer Ansatz mit den Mitteln der deskriptiven Feldforschung.

Das ist der Anfang … eine Fiktion (#7)

* Unter dem Überbegriff Phorik bzw. „phorisch” (von griech. φέρω/pherō „tragen“) werden in der Syntaxlehre die Begriffe anaphorisch** und kataphorisch*** zusammengefasst. Sie beschreiben die je gegensätzliche Verweisrichtung von Wörtern (meist von Artikel und Pronomen zu Substantiven) innerhalb eines Textes. Von der Phorik, mit welcher ausschließlich intertextuelle Bezüge beschrieben werden, lässt sich die Deixis****  unterscheiden, die im Gegensatz dazu auch die Bezüge auf den außertextuellen Kontext des Textes beschreibt.

** In der Syntaxlehre bezeichnet der Begriff ‚anaphorisch‘ (von griech.: ἀναφέρω/anapherō „zurückführen“) die Verweisrichtung (Phorik) von Wörtern, die auf das innerhalb des Satzgefüges oder Kontextes Voranstehende zeigen. D.h. es wird auf etwas verwiesen, das dem Leser bereits bekannt ist

*** Der Begriff ‚kataphorisch‘ (von griech.: καταφέρω/katapherō „hinabtragen“) bezeichnet die Verweisrichtung (Deixis) von Wörtern, die auf das innerhalb des Satzgefüges oder Kontextes Nachstehende zeigen.

**** Mit dem Begriff Deixis (von griech. δείκνυμι/deiknumi „zeigen“) werden sprachliche Ausdrücke innerhalb eines Textes bezeichnet, die auf eine Person, einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Zeit verweisen. 

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